neu im  TECHNIKMUSEUM FREUDENBERG
Olper Straße 5a,    57258 Freudenberg

 
   
     

Siegener Zeitung, Donnerstag, 3. November 2005

 

 

Echte Rarität als Dauerleihgabe

 

Das Technikmuseum erhält ein Kettenkrad vom RWE

 

sz Freudenberg. Von vorne sieht es aus wie ein Motorrad und von hinten wie ein Kettenfahrzeug. Mit dem Kettenkrad überlässt die RWE Rhein-Ruhr AG dem Technikmuseum Freudenberg ein historisches Schätzchen als Dauerleihgabe. In den 50er und 60er Jahren wurde das Kettenkrad im Gelände eingesetzt, um damit Stromleitungen zu verlegen und Material zu transportieren.

Hans-Jürgen Klappert vom Technikmuseum Freudenberg ist froh, diese Rarität endlich der Öffentlichkeit zeigen zu können, da diese Aktion auf sein Bemühen zurückgeht. Kürzlich wurde das geländegängige Fahrzeug offiziell vorgestellt. Mit dabei die RWE-Mitarbeiter Heinrich Dangendorf, Karl Müssener und Bernd Otterbach, die das Kettenkrad über viele Jahre betreut und „in Schuss" gehalten haben.

Entwickelt und gebaut wurde das Kettenkrad in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges als geländegängige Zugmaschine für kleine Anhänger. Nach dem Krieg wurden noch etwa 550 Stück gefertigt. Das Kettenkrad des RWE stammt laut Mitteilung aus dem Jahr 1951. Zum Einsatz kam es beim Stromversorger, wo man im Gelände mit dem Last­wagen nicht mehr hinkam oder besondere Arbeiten wie „Seilziehen“ ausgeführt werden mussten. Ein Allradfahrzeug gab es damals noch nicht. Auf einem Anhän­ger wurde das Kettenkrad bis zum Einsatzort transportiert. Bei 110000-Volt-Hochspannungsleitungen wurde mit dem Kettenkrad ein Vorseil über Rollen gezogen, damit später das eigentliche Stahlseil hochgezogen und an den Masten befestigt werden konnte. Aber auch beim Materialtransport im Gelände und bei der Kontrolle von Stromleitungen erwies sich das Fahrzeug als unentbehrlich. Gelegentlich wurde das Kettenkrad auch zum Schneeräumen auf dem Werkshof des RWE in Siegen eingesetzt.
 

Beim Fahren im Gelände mit seitlicher Neigung war Vorsicht geboten, hier konnte das Kettenkrad umkippen. Platz bot das Fahrzeug für drei Personen, wobei die beiden Mitfahrer rückwärts sitzen mussten. Später wurde das Fahrzeug durch den Unimog (Universal Motorgerät) ersetzt, der als Allradfahrzeug mit Seilwinde auch bessere Transportmöglichkeiten bot.
Auch wenn das Wort „Krad“ in der Bezeichnung vorkommt, so gehört das Kettenkrad zu den „Halbketten-Zugmaschinen“. Vorderrad dient bei hohen Geschwindigkeiten mehr dem stabilen Geradeauslauf. Erst bei engen Kurven kommen die Lenkbremsen der Ketten dazu. Der Lenker übernimmt wie bei einem Panzer die Funktion, dass bei Kurvenfahrten mehr oder weniger eine Kette ausgekuppelt wird und die andere weiter­dreht.

 


 

NSU Kettenkrad

 aus http://www.lexikon-der-wehrmacht.de

Von 1939 stammte die Forderung des Waffenamtes, ein Zugmittel für besondere, kleinere Lasten wie Granatwerfer oder Feldkabel zu entwickeln. Daraufhin entwickelte Dipl. Ing. Heinrich Ernst ein Fahrzeug mit einer motorradähnlich angeordneten Bedieneinrichtung. Die Produktion übernahmen die NSU-Werke in Neckarsulm. Ausgestattet waren die Fahrzeuge mit einem 1,5 l-Opel Olympia-Motor mit 36 PS.

Die 0-Serie von 500 Stück wurde ab Juli 1940 ausgeliefert, am 5. Juni 1941 wurde das Fahrzeug offiziell als Sd.Kfz. 2 eingeführt. Später übernahm auch die Firma Stöwer in Stettin die Produktion. Die Fahrzeuge wurden bis 1948 produziert.

Als Abarten wurden das Sd.Kfz 2/1 für Feldfernkabel und das Sd.Kfz. 2/2 für schweres Feldkabel entwickelt.

 

     

Technische Daten eines Kettekrades

http://www.kettenkrad.de/

Hersteller NSU Motorenwerke AG, Neckarsulm
Typ HK 101
Mil. Bezeichnung Sd.Kfz 2
 
Masse und Gewichte:
Länge 3000 mm
Breite 1000 mm
Höhe 1200 mm
Leergewicht 1235 kg (Ohne Fahrer)
Nutzlast 325 kg (Enthält Gewicht des Fahrers)
Zulässiges Gesamtgewicht 1560 kg, mit drei Mann Besatzung. Von diesen Gewicht lasten nur 95 kg auf dem Vorderrad, der Rest auf den Gleisketten.

 

Fahrleistungen:
Höchstgeschwindigkeit Laut Bedienungsanweisung 70 km/h, andere Quellen sagen 80 km/h, die Nachkriegsversionen werden mit 61 km/h angegeben

 

Motor:
Hersteller OPEL
Bauart Wassergekühlter vierzylinder Reihenmotor mit hängenden Ventilen (OHV)
Hubraum 1488 ccm
Bohrung 80 mm
Hub 74 mm
Verdichtung 1 : 6
Leistung 36 PS (26 kW) bei 3400 1/min (Bei den Nachkriegsausführungen wird die gleiche Leistung bei 3000 1/min angegeben)
Vergaser SOLEX Fallstrom Geländevergaser 32 FJ-II
(Die ersten 500 Kettenkräder und alle Nachkriegs-Kettenkräder besaßen einen normalen OPEL (System Carter) Vergaser)
 
Elektrik:
Spannung 6 Volt, Minus an Masse
Lichtmaschine 6V, 75W (später 90W)
Batterie 6 Volt, 75 Ah
Zündkerzen BOSCH W145T1 (heute: W8AC), Elektrodenabstand 0,65 mm
Zündfolge 1 - 3 - 4 - 2 (Zylinder 1 = Hinten zur Wasserpumpenseite)
Unterbrecherkontakte Kontaktabstand 0,4 - 0,45 mm
Zündzeitpunkt 30° vor o.T. (maximale Frühzündung dynamisch)
 
Fahrwerk:
Vorderrad 3.50-19 (Empfohlener Luftdruck: 1,7 atü)
Gleiskette Zpw 51/170/120, 40 Glieder pro Kette
Kettenpolster W02
Räder Laufräder  Durchmesser: 450 mm, Leitrad Durchmesser: 410 mm. (Sehr frühe Kettenkräder haben größere Leiträder)
     

Der Motor stammt aus dem PKW OPEL OLYMPIA.

Getriebe:
Das Getriebe besitzt 3 Vorwärtsgänge und 1 Rückwärtsgang, zusätzlich ein Vorgelege für "Gelände". So stehen insgesamt 6 Vorwärtsgänge und 2 Rückwärtsgänge zur Verfügung.

Kraftstoffverbrauch:
Straße: 16 Liter/100 km
Gelände: 22 Liter/100 km und mehr, abhängig vom Gelände
Der Tankinhalt beträgt 2 x 21 Liter.


Seite erstellt:
November 2005

Letzte Bearbeitung:
Dienstag, 01. Mai 2012