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Freudenberg. „Das
war für eine Entscheidung durch den Vorstand eine Nummer zu groß.
Daher freuen wir uns, dass die Mitgliederversammlung dem Vorschlag des
Vorstandes zugestimmt hat, einen 75 Jahre alten französischen Motor in
Luxemburg zu kaufen“, freute sich der Vorsitzende der Freunde
historischer Fahrzeuge Freudenberg in einem Pressegespräch. „Ab 1.
Mai können die Besucher den Motor begutachten, der in den nächsten
Monaten zum Laufen gebracht werden soll.“ José
Mutsch vom Lanz-Team Marnach, einem kleinen Städtchen im Norden
Luxemburgs, hatte den Motor 1993 in Houthulst (Belgien) auf einem
Schrottplatz entdeckt. Gebaut wurde die Maschine 1931 in Lilie
(Frankreich) von der Firma Pruvost. Erst 1934 kam er in einer
französischen Futtermittelfabrik zum Einsatz. Auf einem Sockel fest
montiert, trieb er über Transmissionen verschiedene Maschinen an und
erzeugte über einen Dynamo Strom. Mitte der 50er Jahre wurde er
ausgemustert, blieb aber noch bis zu seiner beabsichtigten
Verschrottung auf seinem Sockel stehen.
Schriftführer Hans Jürgen Klappert ist begeistert von den Daten
des Motors: „Er sieht mit nur einem Kolben, der 39 Liter Hubraum hat,
und einem Schwungrad von zwei Meter Durchmesser aus wie eine
Dampfmaschine. Der liegende Einzylinder--4-Takt-Mitteldruckmotor mit
Drehzahlregler leistet bei einer Drehzahl von ca. 250 Umdrehungen pro
Minute 100 PS.“ Von Oktober 1993 bis Mai 1994 bauten die Schrauber um
José Mutsch den sechs Tonnen schweren Motor auf ein eigens dafür
konstruiertes Fahrgestell, um ihn auf Oldtimerveranstaltungen
vorführen zu können. Hinzu kam ein 50 Jahre alter Kompressor zur
Lufterzeugung, denn der Motor wird mit einem kräftigen Schub Pressluft
angeworfen. Nur wenige Male konnte José Mutsch den Motor öffentlich
vorführen. Er starb ein Jahr später an einer tückischen Krankheit. Die
Tochter erinnert sich noch gut an jene Zeit: „Mein Vater war wie
besessen. Er kam praktisch gar nicht mehr aus der Werkstatt. Nach
Feierabend verschwand er, ließ Haus und Hof hinten anstehen. Nur so
war es möglich, dass die kühne Konstruktion, die er sich ausgedacht
hatte, innerhalb eines halben Jahres fertig war“.
„Über zehn Jahre stand der Motor in einem Schuppen. Gut eingefettet,
das Kühlwasser war abgelassen, wartete er auf bessere Tage. Über das
Internet erfuhren wir von dem beabsichtigten Verkauf, so Rainer
Scholz. „Nach der Zustimmung der Mitgliederversammlung hat ihn unser
Mitglied Reiner Bender mit einem Tieflader seiner Spedition abgeholt,
damit er rechtzeitig zum Saisonbeginn des Museums hier in Freudenberg
ist.“